Richard Heß wird geboren, als die großen figurativen Bildhauer des zwanzigsten Jahrhunderts abtreten. Die Deuschen Barlach, Minne und Blumenthal, bald darauf Schlemmer, Freundlich, Kolbe sowie die großen Franzosen Despiau und Maillol. Als er zu studieren beginnt, folgen Laurens und Brancusi. Wie letztere löst sich auch sein erster Lehrer, Bernhard Heiliger, immer weiter vom Vorbild des menschlichen Organismus. Abstraktion ist an der Tagesordnung. Die menschliche Figur wird, zumindest in Deutschland, vom Programm gestrichen. Die Generation der um 1930 Geborenen fordert nach Krieg und Zerstörung aller Fundamente den radikalen Neuanfang, den Beginn bei Null. Die Gruppe „Zero“ baut an neuen Utopien, wählt Licht und Bewegung zu immateriellen Werkstoffen ihres Schaffens.
Anders Richard Heß. Sein Thema ist der Mensch. Und der steht mit seinem ganzen Gewicht auf dieser Erde. Er oder sie steht, sitzt, liegt oder räkelt sich ganz alltäglich und bringt Stuhl oder Ruhebank, oft auch die Objekte oder die ganze Umgebung seiner Tätigkeit mit in die Skulptur. Mit dieser Auffassung von Plastik findet Heß einen Mentor in Waldemar Grzimek, dessen Assistent er 1968 in Darmstadt wird. Später ist er dort Dozent, lehrt von 1980-2001 als Professor an der Fachhochschule in Bielefeld. Der geborene Berliner verlagert sein Darmstädter Atelier dann 1999 in seine Heimatstadt zurück.
Es ist gar nicht überraschend, dass Richard Heß viele Ausstellungen, große Erfolge und begeisterte Sammler in Italien hat. Denn dort bleibt die Tradition der figurativen Plastik bis heute ungebrochen.
Auf der Einladungskarte zu einer seiner letzten Ausstellungen in Berlin findet man in Faksimile die Meinung des Künstlers: „Die Bildhauerei war in Deutschland nie so gefährdet wie heute, da das Menschenbild immer mehr verloren geht. In unserem technischen Zeitalter haben viele Künstler Zuflucht zu missverstandenen Einflüssen primitiver Kulturen und banalen Kopien von Maschinenteilen genommen. Es ist eine Zeit der Verwirrung, in der das Hässliche für schön und das Abstruse allein als wertvoll gelten.“
Selbst wenn man diese Generalisierung nicht teilen mag, muss man feststellen, dass Richard Heß dagegenhält und Skulpturen schafft, die lebensvolle Abbilder heutiger Menschen sind: pralle Körper schöner Frauen von erotischem Reiz, muskulöser junger aber auch fetter alter Männer. Hess ist ein sozial engagierter Realist, der den Freuden wie den Leiden des Menschseins in seiner Kunst Ausdruck verleiht.
Wibke von Bonin
– AUSSTELLUNG –
Bernard Schultze, 1915 – 2005 Gedächtnisausstellung
– INFORMATION –
Vernissage: 28. Juni 2007, 19:00 Uhr
Dauer: 28. Juni – 31. August 2007
Ort: Kanzlei Baker & McKenzie, Bethmannstraße 50-54, 60311 Frankfurt am Main
Es begrüßt Sie: Axel Hamm, Kanzlei Baker & McKenzie
Es spricht: Dr. Wibke von Bonin, Kulturjournalistin, Hörfunk/Fernsehen
Wir laden Sie herzlich zur Eröffnung der Ausstellung ein.